Tipps für Nachhaltigkeitsmanager
5 min Lesezeit

CO2-Zertifikate, Klimaschutzbeitrag und CO2-Kompensation

Einen angemessenen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten wird zunehmend für Unternehmen relevant, ist aber ein komplexes Thema. Im folgenden Beitrag werden die Grundlagen und die beste Vorgehensweise erklärt.

Veröffentlicht

Die wichtigsten Punkte:

  • Mithilfe von CO2-Zertifikaten können Unternehmen gemäß Ihres CO2-Fußabdrucks durch Nachhaltigkeitsprojekte einen Klimaschutzbeitrag leisten.
  • Da nicht alle Emissionen reduziert werden können, sind CO2-Zertifikate ein wichtiges Werkzeug für Unternehmen Emissionsvermeidung und Reduktion sollten immer vorrang haben
  • Die Qualität der Nachhaltigkeitsprojekte ist ausschlaggebend

Wer sich mit Nachhaltigkeit in Unternehmen beschäftigt, kommt an dem Thema CO2-Zertifikate kaum vorbei. Wie aber funktioniert das und was für CO2-Zertifikate gibt es eigentlich? Viele verschiedene Begriffe können zunächst verwirren und zu ungenügender Nutzung von CO2-Zertifikaten führen. Um auch unbewusstes Greenwashing zu vermeiden, sollten Klimaschutzprojekte deswegen hohen Ansprüchen genügen. Wer aber die Grundlagen verstanden hat, kann mit CO2-Zertifikaten schnell einen Effekt erzielen und Verantwortung für Unternehmens-Emissionen übernehmen.

Was sind CO2-Zertifikate?

CO2-Zertifikate sind das gängigste Instrument neben vielen Anderen für die Klimaschutzstrategie von Unternehmen. Durch ihren Kauf können Unternehmen einen Klimaschutzbeitrag leisten und ökologische Verantwortung übernehmen. Es gibt viele verschiedene CO2-Zertifikate, die alle einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Die meisten Unternehmen unterliegen dem freiwilligen Markt, auf den sich dieser Beitrag auch hauptsächlich bezieht. Eine eindeutige Einordnung aber lässt sich mit der folgenden Tabelle durchführen:

Überblick zu CO2-Zertifikaten

Tabelle Übersicht Co2-Zertifikate (2).png CO2-Zertifikate aus Klima-Projekten sind nicht mit dem Emissionshandel zu verwechseln. Im jetzigen Europaweiten Emissionshandel werden Emissionszertifikate als Verschmutzungsrechte seit 2007 begrenzt und versteigert. Überschreitet der Ausstoß eines Unternehmens dessen erlaubte Emissionen, ist der Kauf weiterer Zertifikate für die oben genannten Branchen verpflichtend. Zudem gibt es seit 2021 den nationalen Emissionshandel, der ähnlich funktioniert.

Zusätzlich gibt es den verpflichtenden Kompensationsmarkt. Überschreitet der Ausstoß eines Unternehmens die Emissionsrechte kann es in beschränktem Maß auch Zertifikaten aus besonders zertifizierten Klimaschutzprojekten erwerben. Diese Klimaschutzprojekte müssen behördlich anerkannt und im Clean Development Mechanism (CDM)-Register geführt werden.

Klimaschutzbeitrag: Nachhaltigkeit durch Projekte

Klimaschutzbeitrag Nachhaltigkeit durch Projekte (1).png

Unternehmen können aber auch freiwillig CO2-Zertifikate kaufen. Hier wird die Finanzierung von Klimaschutzprojekten zunehmend relevanter. Der freiwillige Beitrag, wenn richtig umgesetzt, hat einen positiven Effekt auf die Umweltauswirkungen eines Unternehmens sowie deren Reputation. Immer häufiger steigen die Anforderungen an Unternehmen vor allem durch Endkunden, aber ebenso auch an OEM’s und Zulieferer, sodass strengere Nachhaltigkeitsziele erfüllt und ein Beitrag zum Klima über C02-Zertifikate geleistet werden muss.

Nachfrage von Unternehmen nach CO2-Zertifikaten nimmt zu

Nachfrage nach CO2-Zertifikaten nimmt zu (1).png Durch den Klimaschutzbeitrag werden Klimaschutzmaßnahmen direkt gefördert und von externen Partnern umgesetzt. Dieser positive Einfluss auf die Umwelt kann ganz verschieden aussehen. Hier ist ein Überblick über verschiedene Projekttypen:

Anteil der Projekttypen am freiwilligen Kompensationsmarkt

Anteil der Projekttypen am freiwilligen Kompensationsmarkt (1).png In den jeweiligen Kategorien können Projekte eingeordnet werden. Projekte zum Ausbau erneuerbarer Energiequellen umfassen z.B. Solar- oder Biogas-Projekte, Projekte zur Wälder und Forstwirtschaft bezieht sich auf Aufforstungsprojekte und deren nachhaltige Bewirtschaftung und REDD-Projekte zielen darauf ab, die Abholzung oder sonstige Zerstörung von Wäldern zu verhindern. Dies sind jeweils nur Beispiele, denn Projekte können sich selbst innerhalb einer Kategorie sehr unterscheiden. Mittlerweile gibt es auch mehr Projekte zur CO2-Entfernung, die Kohlenstoffemissionen aus der Atmosphäre entfernen und teilweise auch direkt langfristig speichern. Allerdings ist ihre Kapazität immer noch sehr begrenzt und teuer. Für all diese Projekte können Unternehmen CO2-Zertifikate erwerben. Mit diesen finanzieren sie Nachhaltigkeitsmaßnahmen und können sich als umweltbewusstes Unternehmen positionieren.

Kritik an Offsetting-Methoden

In den letzten Jahren gab es immer wieder negative Schlagzeilen und Kritik gegenüber Klimaschutz-Projekten. Vor allem bei Waldschutz-Projekten hat es in der Vergangenheit Probleme gegeben, da die Definition und Bemessung eines schützenswerten Waldes viel Raum zur Interpretation lässt. Qualitative Projekte zu wählen ist hier besonders wichtig. Außerdem glichen Unternehmen eher kostengünstig Emissionen aus, anstatt diese zu reduzieren. Wenig durchdachte Projekte hatten teilweise sogar einen negativen Einfluss auf die Erreichung der UN Nachhaltigkeitsziele.

Die Kritik ist vor allem auf Probleme zurückzuführen wie:

  • ungenügend Regulatorik & fehlende Grundlagen
  • Sozial oder ökologisch negative Beieffekte
  • Ablenkung von anderen notwendigen Maßnahmen
  • Überhöhte Ausgleichsforderungen

Allerdings gibt es noch keine 100%igen Klimaschutzprogramme oder klimaneutrale Lösungen, die allein jedes Unternehmen schnell genug zu einem nachhaltigen Unternehmen machen können. Die richtige Nutzung von Klimaschutzbeiträgen ist somit ein wichtiges Werkzeugfür die nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Bei Unsicherheit oder mangelnder Expertise sollten Waldschutz-Zertifikate jedoch vermieden oder Beratung eingeholt werden. Allgemein ist es auch sinnvoll zu diversifizieren und unterschiedliche Projekte zu nutzen statt nur auf die Wirkung eines Projektes zu setzen.

Ich halte es immer für einen Fehler bei der Frage des Klimaschutzes auf einzelne Lösungswege zu vertrauen. (...) Klimaschutzzertifikate können hierbei eine wichtige Schlüsselfunktion einnehmen, weil sie eine ausgleichende Wirkung haben

Zitate Blog.png Jens Teubler (Wuppertaler Institut)

Worauf es ankommt, ist 1. die Funktion von Klimaschutz-Projekten als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens und 2. die Qualität der Projekte.

Wie Unternehmen einen angemessenen Klimaschutz-Beitrag leisten

  1. Für den 1. Schritt gilt es vor allem darum, andere Maßnahmen neben externen Projekten nicht zu vernachlässigen. Ein Klimaschutzbeitrag sollte die letzte Option sein, wenn keine internen Klimaschutzmaßnahmen um C02 einzusparen mehr möglich sind. Umweltmanagement sollte im Unternehmen immer mit Emissionsvermeidung und Emissionsreduzierung beginnen. So sollten Unternehmen zuerst möglichst klimafreundliche Produkte herstellen, sowie Ressourcenschonung, Energieeinsparung, Kreislaufwirtschaft, Recyclingfähigkeit, Lieferketten etc. bei der Fertigung beachten und ein nachhaltiges Geschäft von sich aus führen. Danach können externe Klimaschutz-Projekte als weiteres Werkzeug in Erwägung gezogen werden.

Die Platz von Klimaschutzbeiträgen in Nachhaltigkeitsstrategien

Klimaschutzbeiträge in Nachhaltigkeitsstrategien (3).png 2. Im 2. Schritt gilt es sicherzustellen, dass die Klimaschutz-Projekte einen echten Einfluss auf unsere Umwelt haben. Dazu gibt es ein paar Kriterien, die ein qualitatives Projekt ausmachen. So haben Zertifizierer die Aufgabe, wichtige Grundlagen sicherzustellen wie u.A. Doppelzählungen zu vermeiden, die Langfristigkeit eines Projekts zu prüfen, die Sicherstellung von Überwachung & Messung durch unabhängige Partner sicherzustellen und auch die sozialen Aspekte zu berücksichtigen. Bei all diesen Punkten ist Transparenz wichtig, und die beteiligten Parteien sollten offenlegen, welche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Emissionsreduktionen zu erreichen. Das gilt auch für Unternehmen, die CO2-Zertifikate kaufen. Bei dem freiwilligen Klimaschutzbeitrag können Unternehmen nach den genannten Kriterien und eigenen Vorstellungen selbst Projekte auswählen. Wichtig ist, dass auch die Form des Ausgleichs transparent kommuniziert wird.

Verra und Gold Standard Zertifizierungen für Klimaschutz-Projekte

Verra und Gold Standard Auszeichnungen (2).png Als Zertifizierer können beispielsweise Verra- oder Gold Standard-Auszeichnungen eine gute Orientierung bieten, da sie bereits viele der genannten Kriterien abdecken, wichtige Mindeststandards erfüllen und am Markt etabliert sind.

Der Impact Solutions Newsletter

Melde dich hier kostenlos und unverbindlich zum Impact Solutions Newsletter an und bleibe auf dem Laufenden

grayscalelogo
Bleib auf dem Laufenden und melde dich zu unserem Newsletter an.
neosferLogo
IMPACT SOLUTIONS ist ein Projekt von Neosfer. Alle Rechte vorbehalten.
certified