Nachhaltigkeit im Unternehmen
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Wie lässt sich Nachhaltigkeit in Unternehmen definieren & messen?

Nachhaltigkeit für Unternehmen ist inzwischen unerlässlich. Was aber bedeutet dies konkret? Ein Überblick über die Definition und Messung von Nachhaltigkeit.

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Die wichtigsten Punkte:

  • Nachhaltigkeit bedeutet die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen
  • Eine starke Nachhaltigkeitskonzeption bezieht auch soziale und ökonomische Faktoren mit ein
  • Es gibt verschiedene verschiedene Kriterien für Nachhaltigkeit
  • ESG wird für Unternehmen oft als Anhaltspunkt zur Festlegung von Kriterien genutzt
  • Beispiele für Kriterien sind auch der CO2-Fußabdruck oder die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen

Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen, insbesondere im Geschäftsumfeld. Für immer mehr Unternehmen wird die Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtend und auch allgemein wächst der Druck durch Käufer, Nachhaltigkeit zu integrieren. Auch von Banken und Versicherungen aus steigt die Bedeutung der Nachhaltigkeit, da sie als Stabilitätsgarant und Zukunftsinvestition gesehen wird. Das heißt, Unternehmen müssen nicht nur auf ihre finanzielle Leistung achten, sondern auch auf ihre ökologischen und sozialen Auswirkungen. Es gibt aber auch viele Innovationen in diesem Bereich, die die nachhaltige Transformation günstiger machen und teilweise sogar Kosten sparen können. Unternehmen, die sich jetzt mit dem Thema beschäftigen, können außerdem oft auf Förderungergelder zurückgreifen.

Die Messung und Definition von Nachhaltigkeit ist jedoch ein komplexes Thema, das viele verschiedene Aspekte umfasst. Dieser Blog-Artikel geht darauf ein, wie Nachhaltigkeit definiert und gemessen werden kann, um Unternehmen einen Einstieg in das Thema zu erleichtern und dementsprechend Maßnahmen ergreifen können, um nachhaltiger zu werden.

Definition von Nachhaltigkeit und ihre Bedeutung für unser Handeln

Die bekannteste Definition von Nachhaltigkeit hat ihren Ursprung im Brundtland Bericht “Our common future” von 1987. Nachhaltige Entwicklung wird dort als eine “Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne die Fähigkeit zukünftiger Generationen zu beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen" bezeichnet. Diese Definition wird oft auf Nachhaltigkeit allgemein übertragen.

Es gibt jedoch verschiedene Interpretationen, wie genau Nachhaltigkeit demnach umgesetzt werden sollte. Dabei gibt es Unterschiede zwischen schwachen und starken Nachhaltigkeitskonzeptionen.

Eine schwache Nachhaltigkeitskonzeption bezieht sich lediglich auf den Schutz der Umwelt und die Bewahrung von Ressourcen für zukünftige Generationen. Dabei wird davon ausgegangen, dass ökologische, ökonomische und soziale Ziele unabhängig voneinander verfolgt werden können. Es wäre also ausreichend, ausschließlich ökologische Aspekte für Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.

Die 3 Säulen der starken Nachhaltigkeit

3 Säulen der starken Nachhaltigkeit (1).png Im Gegensatz dazu beinhaltet eine starke Nachhaltigkeitskonzeption auch soziale und ökonomische Faktoren. Hier wird angenommen, dass ökologische, ökonomische und soziale Ziele miteinander verknüpft sind und daher gleichberechtigt berücksichtigt werden müssen. Eine starke Nachhaltigkeitskonzeption fordert somit eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, die alle drei Dimensionen gleichermaßen berücksichtigt.

Heute wird allerdings hauptsächlich die starke Nachhaltigkeitskonzeption beachtet. Sie hat sich in der Umsetzung als wirksamer herausgestellt und ist auch Grundlage für viele Nachhaltigkeitsstrategien, Konzepte und Abkommen, die eine nachhaltigere Zukunft zum Ziel haben.

Nachhaltigkeit messbar machen

Um einen messbaren Rahmen für nachhaltiges Handeln zu schaffen, hat eine Gruppe internationaler Wissenschaftler unter der Leitung von Johan Rockström 2009 das Konzept der planetaren Grenzen entwickelt. Die 9 definierten Grenzen bilden einen Rahmen, innerhalb derer sich die menschliche Gesellschaft bewegen sollte, um eine stabile und sichere planetare Umwelt zu gewährleisten.

Die Planetaren Grenzen

2.png Für die Messung der Nachhaltigkeit werden die Zustände der planetaren Grenzen auf jeweils passende Art und Weise bewertet. So wird z.B. der Fortschritt des Klimawandels anhand der CO2-Konzentration, der Zustand der Landnutzungsänderung anhand prozentualen Fläche des Eisfreien Landes, welche als Ackerland genutzt wird und der Biodiversitätsverlust anhand der Aussterberate in Spezies pro eine Million Spezies bestimmt. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse können gegebenenfalls Maßnahmen ergriffen werden, um diese Grenzen wieder einzuhalten.

Darauf aufbauend, entwickelte die britische Ökonomin Kate Raworth im Jahr 2012 das Konzept der Doughnut Economy, die zusätzlich die sozialen Bedürfnisse einer Gesellschaft miteinbezieht. Die äußere Grenze des Doughnuts entspricht dabei den planetaren Grenzen, während die innere Grenze die sozialen Bedürfnisse der Gesellschaft widerspiegelt. Das Konzept der Doughnut Economy fordert dazu auf, die Grenzen des Planeten und die sozialen Bedürfnisse der Gesellschaft gleichermaßen zu berücksichtigen. Damit soll eine Wirtschaft geschaffen werden, die diese Bedürfnisse erfüllt, ohne dabei die planetaren Grenzen zu überschreiten. Dazu soll Erfolg weniger durch Wirtschaftswachstum und Profit allein ermittelt werden.

Doughnut Economy

2015 Rockstrom et al (1).png

Um den inneren Kreis und die aktuelle Situation zu messen, werden auch hier verschiedene Kriterien eingesetzt. Dies sind z.B. der Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen, das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern oder der Anteil der Menschen, die unter der Armutsgrenze leben. Nachhaltig zu handeln bedeutet also, wirtschaftliche Prozesse darauf auszulegen, dass die Menschheit sich innerhalb des Donuts bewegt. Das heißt, keine planetaren Grenzen zu überschreiten und daran zu arbeiten, die sozialen Grundbedürfnisse der Menschheit zu erfüllen.

Nachhaltigkeit im Unternehmen

Nachhaltigkeit wird für Unternehmen in der Regel als die Verantwortung definiert, langfristig ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltig zu handeln, also die 3 Säulen der Nachhaltigkeit zu beachten. Auch sonst können die genannten Konzepte der planetaren Grenzen oder Donut-Ökonomie ein Anhaltspunkt für Unternehmen sein, ihre eigenen Geschäftspraktiken auf die Vereinbarkeit mit diesen zu überprüfen. In der Praxis wird Nachhaltigkeit für Unternehmen jedoch unterschiedlich definiert. Einige Unternehmen konzentrieren sich zum Beispiel stärker auf den Umweltschutz, während andere sich mehr auf soziale Aspekte konzentrieren oder eine ausgewogene Mischung aus beiden anstreben. Nachhaltigkeit bedeutet für Unternehmen aber immer, sich nicht von individuellen kurzfristigen Gewinnen ablenken zu lassen, sondern eine Balance zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten zu finden.

Der bekannteste Nachhaltigkeitsansatz für Unternehmen ist CSR. CSR steht für Corporate Social Responsibility, auf Deutsch auch unternehmerische Gesellschaftsverantwortung genannt. CSR erkennt an, dass Unternehmen nicht nur wirtschaftliche Ziele haben, sondern auch über ihre gesetzlichen Pflichten hinaus Verantwortung tragen. Es bezieht sich auf die freiwillige Übernahme dieser Verantwortung und bedeutet, dass Unternehmen aktiv Maßnahmen ergreifen, um positive soziale und ökologische Veränderungen zu fördern. Dies kann beispielsweise durch soziales Engagement, Umweltschutz, faire Arbeitsbedingungen, nachhaltige Lieferketten oder die Förderung von Vielfalt und Inklusion im Unternehmen geschehen. Nach CSR Standards, sollten Unternehmen ihre Aktivitäten nachhaltiger und ethischer gestalten und dadurch langfristig zum Wohl von Menschen, Umwelt und Gesellschaft beitragen.

Carrolls Pyramide

Carrolls Pyramide (1).png

Etwas neuer ist der ESG Ansatz. Environmental Social Governance (ESG) ist eine Weiterentwicklung von Corporate Social Responsibility (CSR) und im Unterschied zu CSR gibt es für ESG bereits etablierte Methoden, die Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu messen. ESG umfasst die Evaluierung der unternehmerischen Sozialverantwortung in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Im Vergleich zu CSR wird ESG auch eher als Kriterienkatalog für Nachhaltigkeit im Unternehmen verstanden, anhand dessen die nachhaltige Transformation eines Unternehmens verfolgt werden kann. Beide Konzepte haben jedoch einen tiefgreifenden Wandel als Ziel. Dieser betrifft z.B. die Organisationsstrukturen, Strategien, Praktiken und Prozesse innerhalb eines Unternehmens. Somit soll sich eine Firmenkultur entwickeln, die nach ökologischen und sozialen Kriterien handelt.

Vergleich CSR und ESG

Vergleich CSR ESG (1).png

ESG-Kriterien werden auch genutzt, um Unternehmen und Investitionen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu bewerten. So hat die Berücksichtigung von ESG-Kriterien auch in der Finanzwelt eine immer größere Bedeutung erlangt, da immer mehr Investoren Wert auf eine nachhaltige Anlagestrategie legen. Unternehmen müssen sich daher verstärkt mit ihrer ESG-Performance auseinandersetzen, um sowohl Investoren als auch Kunden zu überzeugen. Eine Ausrichtung nach ökologischen und sozialen Kriterien ist damit nicht als Kostenverursacher, sondern als Werttreiber zu betrachten. Es geht darum, die eigene Prozesse und Produkte neu aufzusetzen und sich zu fragen, was verbessert werden kann in allen drei ESG Bereichen.

Hier eine kurze Erklärung zu den einzelnen ESG Bereichen und der Kriterien und auch Standards, nach denen gemessen wird:

  1. Für den Bereich Environment gibt es z.B. die ISO 14.001 oder EMAS. Hier spielt z.B der CO2-Fußabdruck oder "Life Cycle Assessment" (LCA), wo alle Aspekte des Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung untersucht werden, von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entsorgung eine Rolle. Demnach finden sich auch Ressourcenverbrauch, Einfluss auf die Biodiversität und Energieverbrauch allgemein im Bereich Environment. Es gilt also z.B. möglichst eine Kreislaufwirtschaft aufzubauen, wobei der Ressourcenverbrauch verringert oder durch intelligente Systeme Energie gezielter eigesetzt werden kann.

  2. Im Bereich Social gibt es unter anderem die ILO-Kernarbeitsnormen, die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen sowie die ISO 26000. Dort werden z.B. Lieferketten nach Fairness oder auch Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz überprüft. Zum Bereich Social gehört auch allgemein die Einhaltung von Menschenrechten, die möglichen Kooperationen mit autoritären Regierungen, aber auch gesellschaftliche Auswirkungen durch die Verwendung von Produkten.

  3. Der Bereich Governance hat z.B. den Deutschen Corporate Governance Kodex, die ISO 37000 und die OECD-Grundsätze der Corporate Governance als Standards. Hier werden Themen wie Korruptionsprävention, Transparenz und weitere Themen zusammengefasst, die auf die Verantwortung von Unternehmen im größeren strukturellen Kontext abzielen. Dabei kommt es unter anderem darauf an, klare und gerechte Bewerbungsprozesse zu gestalten, Steuern ehrlich zu zahlen und Vergütungen nach klaren Regeln zu gestalten.

Nachhaltigkeit ist ein komplexes Konzept, das viele Bereiche abdeckt. Unternehmen können jedoch einen ersten Schritt machen, indem sie sich auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit konzentrieren: Umwelt, Soziales und Wirtschaft. CSR und ESG sind aber vermutlich die bekanntesten Methoden und Rahmenbedingungen, die Unternehmen verwenden, um Nachhaltigkeit in Ihr Unternehmen zu integrieren. Die Messung der Nachhaltigkeit nach ESG Kriterien erfordert darüberhinaus Engagement für Transparenz und Offenheit sowie die Nutzung von geeigneten Kennzahlen und Benchmarks. Zur ESG Messung gibt es aber auch viele Unternehmen, die mit Tools oder Beratung weiterhelfen können. Durch die Implementierung von nachhaltigen Praktiken können Unternehmen einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft haben und zusätzlich ihre wirtschaftliche Position verbessern. Außerdem sichern sie durch nachhaltiges Handeln, langfristig ihre eigene und die Zukunft aller.

Unsere Plattform bietet einen kostenlosen CO2-Rechner, den Du nutzen kannst, um die Emissionen Deines Unternehmens zu analysieren und eine nachhaltige Strategie zu entwickeln. Darüber hinaus stellen wir in Kooperation mit der Commerzbank eine Plattform zur Verfügung, um unvermeidbare Emissionen zu kompensieren.

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